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Oliver Kainz
Veröffentlicht
am 10.02.2014
LeuteAuf a Glas'l

Die Skilegende

Veröffentlicht
am 10.02.2014
Ex-Skistar Gustav Thöni über Südtirols Medaillenchancen in Sotschi und warum er heute keinen Adrenalinkick mehr braucht.
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Gustav Thöni hat es sich gerade gemütlich gemacht. Der 62-jährige wärmt sich nach einer Schneeschuhwanderung mit seinen Gästen am Kaminfeuer auf. Als ich sein schmuckes Bella-Vista-Hotel in Trafoi betrete, nimmt mich Thöni sofort freundlich in Empfang und führt mich durch eine „Hall of Fame.“ Alte Skier und unzählige Trophäen in Schaukästen erinnern an die großen Siege des Skiläufers in den 1970er-Jahren. Daneben zieren Fotos und Schlagzeilen der italienischen Presse die Wände: „Thoeni ha molti amori, ma sposerà la sua Ingrid“. Das Privatleben der Skistars stand auch damals schon im Fokus der Medien. Gustav Thöni nimmt‘s gelassen. Der Vinschger erzählt bei einem Weißbier in einer bescheidenen, unaufgeregten Art und Weise von seinem Leben als Skirennläufer, so dass man sich seine großartigen Leistungen immer wieder ins Gedächtnis rufen muss: Olympiasieger, vierfacher Weltmeister und vierfacher Gesamtweltcupsieger. Ein Gespräch mit einem Mann, der trotz seiner zahlreichen Erfolge nie die Bodenhaftung verloren hat.

Auf der Homepage Ihres Hotels kann man Sie für ein Skiwochenende buchen. Suchen Sie noch immer den Adrenalinkick auf der Piste?
(lacht) Das muss heute nicht mehr sein. Wenn ich gebucht werde, dann passe ich mich beim Skifahren an das Tempo der Hotelgäste an. Ich genieße es drei oder vier Mal in der Woche auf der Piste unterwegs zu sein. Aber den Wettkampf brauche ich nicht mehr.

Nun blickt alles zu den Olympischen Winterspielen nach Sotschi. Wie sehen Sie die Medaillenchancen der Südtiroler Skiläufer?
Die Konkurrenz ist mit Ligety, Hirscher, Neureuther und Co. natürlich sehr groß. Wir zählen zwar nicht zu den Favoriten, aber in den Disziplinen Abfahrt und Super-G haben Christof Innerhofer und Dominik Paris durchaus Medaillenchancen (das Gespräch mit Gustav Thöni fand schon vor Innerhofers Gewinn der Silbermedaille statt – Anm. d. Red.). Schade, dass sich Dominik Paris im Dezember verletzt hat, aber ich traue ihm trotzdem einen guten Lauf zu. Auch Manfred Mölgg ist bei den wichtigen Rennen immer gut gefahren.

Viele bezeichnen die Spiele in Sotschi als größenwahnsinnig. Berechtigte Kritik?
Die Spiele werden sicherlich immer größer. Aber gewisse Strukturen müssen für so eine Veranstaltung einfach gebaut werden. Russland hat eine lange Wintersporttradition. Einige Hallen und Bahnen werden nachher sicher auch noch genutzt. Die Kritik an Sotschi bezüglich der Menschenrechte ist wiederum berechtigt.

Sie waren selbst Olympiasieger. Was braucht es für den perfekten Lauf?
Für den Gewinn einer Medaille muss alles passen: Die Tagesform, der Kopf und ein bisschen Glück gehört auch dazu. Auch die Leistung in den Rennen davor ist wichtig, denn man muss mit dem richtigen Gefühl in eine Olympiade reingehen.

Ist es für Skifahrer heute schwieriger erfolgreich zu sein?
Früher war es auch schwierig Siege einzufahren, aber heute ist die Konkurrenz größer und sie wird noch weiter wachsen, weil das Skifahren in Osteuropa, China und Indien immer beliebter wird.

Wie sehr hat sich der Skizirkus über die Jahre verändert?
Die Ausrüstung und das Material haben sich stark verbessert. Die Absperrungen am Pistenrand sind sicherer geworden. Zu meiner Zeit war ja nur selten ein Auffangnetz gespannt. Dank der Kunstschneeanlagen sind die Pisten heute professioneller präpariert. Als es noch keinen Kunstschnee gab, musste man oft über Steine und Löcher fahren. Darüber hinaus sind die Verpflichtungen der Skiläufer gegenüber den Medien und Sponsoren größer geworden.

Beneiden Sie die heutigen Skiläufer, um die hohen Gagen und besser bezahlten Werbeverträge?
Nein, ich freue mich für sie. Im Endeffekt riskieren sie viel und nehmen bei den Abfahrten auch eine gewisse Verletzungsgefahr in Kauf. Deshalb verdienen sie sich das auch.

Sie waren auch Trainer von Alberto Tomba. Reizt es Sie manchmal, als Trainer oder Funktionär noch einmal in den Skisport zurück zu kehren?
Nein, ich war 30 Jahre lang als Rennläufer und Trainer im Skisport dabei. Der Trainerjob war toll, aber gleichzeitig eine Mordsaufgabe. Im Sommer fanden Trainingslager in Südamerika und Australien statt und im Winter war man aufgrund der Weltcuprennen sowieso immer unterwegs. Ich bin gerne aus dem Skizirkus ausgestiegen, um mehr Zeit zu Hause in Trafoi zu verbringen.

Was schätzen Sie so sehr an Ihrem Heimatort?
Wenn es während meiner Zeit als aktiver Skiläufer mal nicht so gut lief, dann kehrte ich oft für ein paar Tage nach Trafoi zurück, um Kraft zu tanken. Das hat mir sehr geholfen. Hinzu kommt, dass die Landschaft hier einmalig ist.

Womit kann man einem Gustav Thöni eine Freude bereiten?
Ich verbringe gerne Zeit mit meinen Enkelkindern. Es freut mich, wenn der 9-jährige Enkel sagt: Opa, lass uns Skifahren gehen und nimm die Stangen mit!

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