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Matthias Mayr
Veröffentlicht
am 06.10.2015
LeuteAuf a Glas'l mit Fabian Frener

Der oberste Studi

Veröffentlicht
am 06.10.2015
„Die universitäre Bildung wird zur Berufsausbildung, dagegen wollen wir uns wehren", sagt Fabian Frener. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden der Südtiroler HochschülerInnenschaft.
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Fabian Frener, Jahrgang 1993, stammt aus Afers, einer 600 Einwohner zählenden Fraktion Brixens auf 1.500 Meter Meereshöhe. Seit zwei Jahren studiert er in Trient Rechtswissenschaften, im Dezember 2014 ist er zum Vorsitzenden der Südtiroler HochschülerInnenschaft sh.asus gewählt worden. Dem 60 Jahre alten Verein standen in der Vergangenheit schon einige heute namhafte Südtiroler vor: Luis Durnwalder, Sepp Kusstatscher und Florian Kronbichler waren auch schon sh-Primus. Der jetzige Vorsitzende Frener ist für das BARFUSS-Interview nach Bozen gekommen.

Fabian, wie wird man sh-Chef?
Ich habe zuvor schon an der Außenstelle Trient mitgearbeitet und wurde da Vorsitzender. Ich kam zu den Ausschuss-Sitzungen in Bozen, das hat mir gut gefallen: die Diskussionen, aber auch, dass man da etwas voranbringen konnte. Ich wurde gefragt, habe mich aufstellen lassen und wurde schließlich gewählt. Das war im Dezember 2014.

Eine gute Entscheidung?
Mir gefällt die Arbeit mit der sh sehr gut, sei es in Trient wie in der Zentrale in Bozen. Wir haben viele junge Leute, die motiviert sind, etwas zu tun. Wobei es nicht immer leicht ist, motivierte Menschen zu finden, die auch Zeit haben, ehrenamtlich für den Verein zu arbeiten.

Woran liegt das?
Das hat mehrere Gründe. Das Universitätssystem hat sich grundlegend gewandelt. Es gibt mehr Studenten als früher, aber die wollen sich nicht alle engagieren. Die universitäre Bildung wird immer mehr zur Berufsausbildung, dagegen wollen wir uns wehren.

Was ist die sh? Was macht ihr und warum?
Die sh ist ein sehr vielschichtiger Verein. Das liegt in erster Linie an unseren sieben Außenstellen, die mit ihren kulturellen Aktivitäten in alle Richtungen gehen. Jede Außenstelle ist da autonom. Wir sind eine Studentenvertretung, wir beraten Studenten und Maturanten und wir wollen die kulturellen Aktivitäten unserer Mitglieder fördern.

Gibt es Konflikte zwischen den Außenstellen?
Normalerweise treffen sich die Delegierten der Außenstellen, der Vorstand und das Bozner Büro mehrmals im Jahr zu Ausschusssitzungen, da diskutieren wir unsere Themen. Natürlich gibt es Kritik, das ist auch gut, mich ärgert nur, wenn man nicht persönlich angesprochen wird, sondern die Kritik dann über Facebook oder so mitbekommt. Aber das sind interne Streitereien, oft auf der zwischenmenschlichen Ebene. Die gibt es wohl in jedem Verein. Man kann es nicht immer allen recht machen.

Wie haben sich die Schwerpunkte der sh seit ihren Anfängen 1955 gewandelt?
Die Schwerpunkte sind seit 60 Jahren gleich geblieben: Beratung, Studentenvertretung und die kulturelle Arbeit in den Außenstellen. In den letzten Jahren ist immer mehr Beratungsarbeit dazugekommen, das Hochschulsystem ist komplizierter geworden.

Mit welchen Anliegen kommen die Studierenden vor allem zu euch, wo brauchen sie Hilfe und Unterstützung?
Die Studis haben oft Probleme mit dem bürokratischen Aufwand an den Universitäten oder beim Ausfüllen des Stipendienformulars des Landes.

Die Freiheitlichen haben die sh mal wieder kritisiert, besonders die Außenstelle Wien: Ihr habt darauf kaum reagiert. Wieso?
Weil es immer das Gleiche ist, inhaltslose Parolen, damit die freiheitliche Jugend mal wieder ihren Namen in der Presse liest. Ich habe ein aufwändiges Studium, mit so etwas will ich nicht meine Zeit verschwenden. Es ist auch ziemlich offensichtlich, dass sie von der medialen Aufmerksamkeit, die wir zuletzt bei unserer 60-Jahr-Feier auf Schloss Maretsch bekamen, etwas abhaben wollen.
Michael Demanega von den Freiheitlichen studiert ja selbst in Wien und hat wohl persönliche Konflikte mit unserem Wiener Vertreter. Er hatte kritisiert, dass die Wohnung so schmutzig sei. Das können wir in Bozen schwer kontrollieren, haben aber ein Bewertungssystem eingeführt und befragen jene, die in den Buden übernachten. Wir kümmern uns darum. Und wenn es mal irgendwo Probleme gibt, kann man sich immer an die Zentrale in Bozen wenden.

„Die Uni in Bozen sollte autonom handeln können und nicht von der Landesregierung gesteuert werden.“

Muss man den Wienern auf die Finger klopfen?
Der Vorstand in Wien ist demokratisch gewählt. Wenn die Südtiroler Studenten in Wien mit ihrer sh nicht zufrieden sind, dann haben sie die Möglichkeit, durch eine demokratische Wahl darauf Einfluss zu nehmen.

Was sagst du zur Entwicklung der Uni in Südtirol? Wo hat Südtirol Aufholbedarf?
Die Uni Bozen funktioniert in vielen Bereichen sehr gut, die Verwaltungs- und Entscheidungsorgane sind aber sehr politiklastig. Sie ist eine zwar landesfinanzierte Uni, sollte aber trotzdem autonom handeln können und nicht von der Landesregierung gesteuert werden. Wir setzen uns dafür ein, dass die freie Universität Bozen ihrem Namen auch gerecht wird.

Die sh war einst sehr politisch, in den vergangenen Jahren lag der Fokus auf dem Service. Eine bewusste Entscheidung?
Es ist sicher ein Manko, dass die Gesellschaftspolitik bei uns nicht mehr denselben Stellenwert hat wie früher. Es ist unser Ziel, da mehr zu machen. Was Bildungspolitik angeht, haben wir große Kompetenz, da tun wir auch viel. Wenn es zum Beispiel um das Stipendiensystem geht. Wir kämpfen für die Ausweitung der Studiengebührenrückerstattung auf den gesamten europäischen Hochschulraum. Bislang gibt es das ja nur für die deutschsprachigen Länder und Italien. Dafür haben wir Bildungslandesrat Philipp Achammer schon ein konkretes Projekt vorgelegt, das auch Finanzierungsvorschläge enthält. Und wir möchten ein Abkommen zwischen den Universitäten Innsbruck, Bozen und Trient, das den Austausch von Studenten und die Anerkennung von Prüfungen innerhalb der Euregio ermöglicht.

Du erklärst dich als Euregiobefürworter. Deren gibt es viele, es passiert aber wenig. Was wollt ihr da Konkretes vorantreiben?
Es stimmt nicht, dass wenig passiert. Es gibt bereits Abkommen zwischen den Universitäten Bozen, Trient und Innsbruck und zahlreiche Austauschprojekte in Lehre und Forschung. In naher Zukunft ist sogar ein Studiengang geplant, bei dem die Studis 20 ECTS an jeder der drei Unis absolvieren können, also insgesamt 60. Ich werde mich jetzt im Oktober mit den ÖH-Vertretern in Innsbruck und den Studispeakern in Bozen zusammensetzen, um unsere Möglichkeiten zu prüfen und Inputs von der Studentenseite aus zu geben.

Wie wünscht du dir die sh?
Momentan funktioniert es recht gut, etwas kann man immer besser machen. Wir möchten in Zukunft die europäische Integration von Südtirol voranbringen. Unser rurales Land in Richtung Europa bringen, die Zweisprachigkeit fördern. Uns endlich als europäische Kultur begreifen und nicht nur etwas zwischen deutsch und italienisch.

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