„Hoi Noldo“, ruft Alexander Pancheri zur anderen Straßenseite. Dort läuft gerade Arnold Tribus vorbei, der Herausgeber der „Neuen Südtiroler Tageszeitung“. Dieser grüßt mit einem Kopfnicken zurück. Man kennt sich, unter Kollegen sozusagen. Denn Pancheri erfand gemeinsam mit Matthias Keitsch die Heimatsendung – eine politisch unabhängige Internetsendung, in der sie das Haar in der eigenen Suppe suchen. Sie wollen die Zuschauer zum Nachdenken anregen und schwere Themen mit Ironie leichter verdaubar machen. Zum Team gehören auch Sebastian Longariva und Daniel Gallmetzer, die hinter der Kamera stehen. Außerdem stille Teilhaber, die sich um Musik und Homepage kümmern. Insgesamt werkeln an den Heimatsendungen sieben Leute.
Es war ein Jux
Die Idee dazu hatten die zwei Bozner Alexander Pancheri und Matthias Keitsch vor drei Jahren: „Wir standen im Elektrogeschäft vor diesen Flatscreens. Und haben begonnen, uns über die Südtiroler Medien zu unterhalten.“ Fazit dieser Unterhaltung: Es gibt zu wenig Vielfalt. Warum also nicht selbst etwas auf die Beine stellen und die Medienlandschaft bunter gestalten? „Es war eigentlich mehr als Jux gedacht“, sagt Keitsch. Aber ein Bekannter, der beim Südtirol Digital Fernsehen (SDF) arbeitete, machte den beiden Studenten Mut. In kürzester Zeit erarbeiteten sie das Konzept für die Heimatsendung. Kamera und Mikrofon kamen von SDF, alles andere machten die beiden mit ihrem kleinen Team alleine. Die erste Ausgabe drehten sie in der Landeshauptstadt. Mitten auf dem Waltherplatz – direkt vor dem ehrwürdigen Walther von der Vogelweide-Denkmal – saßen Pancheri und Keitsch am kleinen Holztisch und parodierten den Schilderstreit.
Ein Tisch und zwei Stühle
Das Konzept für die weiteren Heimatsendungen war geboren. Die Südtiroler Studenten touren durch alle Städte des Landes und bauen vor Ort ihr Studio auf: Das ist ein Tisch und zwei Stühle. Und schon legen sie los. Die Themen sind vielfältig: Bozner Flughafen, Weihnachtsmärkte oder jüngst der Kraftwerksbau am Vinschger Rambach – heiße Eisen, die gerade in den Südtiroler Medien diskutiert werden. Oder absurde Ideen von Politikern. „Wir wollen diese aufzeigen und sagen, dass das ein Blödsinn ist. Zum Beispiel die Meraner U-Bahn. Aber immer mit Ironie und Sarkasmus“, sagt Alexander Pancheri. Ihr Stil kommt an, denn das Feedback sei meistens positiv und die Interviewpartner selten abweisend. „Politiker sind alle mediengeil. Und sonst nerven wir eben so lange, bis wir vorgelassen werden“, sagen sie.
Bisher berichteten Pancheri und Keitsch aus sechs der insgesamt acht Städte, Klausen und Sterzing fehlen noch. Die erste Ausgabe der Heimatsendung wurde sogar auf SDF ausgestrahlt. „Aber seit der zweiten Sendung sind wir völlig autonom“, sagt Keitsch. Das technische Equipment organisierten sie sich von Freunden. Sie wollten unabhängig bleiben. „Wenn dir einer etwas gibt, dann will er meistens auch etwas dafür haben und mitreden. Das wollten wir nicht." Also finanzieren sie die Heimatsendung selbst, über kleinere Werbeclips, die sie nebenher machen.
Unsichere Zukunft
Wo sie ihr nächstes Studio aufbauen, wollen sie nicht verraten. „Ganz genau wissen wir das selbst noch nicht. Und wenn, würden wir es auch nicht sagen“, sagt Matthias Keitsch mit einem leichten Schmunzeln. Auf jeden Fall wird die vorletzte Heimatsendung im Sommer ausgestrahlt, und ist dann auch auf BARFUSS TV zu sehen. Wie es weitergeht, wenn die Heimatsendung in allen acht Städten Halt gemacht hat, wissen auch die beiden Bozner noch nicht. Sie haben zwar Ideen, aber es fehlt die Zeit zur Umsetzung. Gut vier Wochen lang arbeitet das Team an einer Sendung – mit Vorbereitung, Dreh und Schnitt. Alles in ihrer Freizeit. Im richtigen Leben studieren und arbeiten sie und sind zudem auf Wien, Innsbruck und Bozen verteilt. Aber sie wollen weitermachen, sagen die jungen Bozner: „Irgendetwas werden wir schon machen. Immer ironisch, denn das fehlt in der Südtiroler Medienlandschaft.“
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