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Oliver Kainz
Veröffentlicht
am 28.11.2014
LebenSüdtirols Nachtleben

Fix und fertig

Veröffentlicht
am 28.11.2014
Der Tanzschuppen „Fix" gilt als Party-Hotspot im Vinschgau. BARFUSS hat die Disco auf seine Feiertauglichkeit getestet.
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Die erste Regel im Nachtleben lautet: Gehe nie vor zwölf in einen Club. Das gilt auch für die Laaser Disco Fix. Die Tanzfläche ist leer. Das Publikum steht gelangweilt in der Gegend rum und mustert mit verstohlenen Blicken jeden Gast, der eintrifft. Begehst du den Fehler trotzdem, hilft nur noch folgendes: Sturzbier und Massennachricht via What’s App an alle Freunde und Bekannte: „Geht voll ab hier. Kommt sofort!“ So gegen halb eins werden die Gebete erhöht und der Laden füllt sich. Nun läuft es. Musik läuft. Alkohol läuft. Party läuft. Rein ins Epizentrum der Fete. Fremde anlachen, Freunde umarmen, Arme hochreisen – der Tanzwut freien Lauf lassen. Was man eben so macht.

Manchmal treten in der Disco Fix deutsche C-Promis auf, deren Karriere nach dem Dschungelcamp einen kleinen Knicks erhalten hat. Fernsehsternchen wie Gina-Lisa Lohfink oder der Bachelor geben dann Autogramme und lassen sich mit ihren Fans ablichten. Ansonsten tanzen immer mal wieder Gogos zu Mainstream-Musik an den Stangen. Mainstream ist bei vielen Jugendlichen verschrien. Zugegeben, niemand wird am nächsten Tag sagen: „Der Übergang des DJs von David Guetta zu Avicii war gestern der absolute Wahnsinn.“ Aber man kann zu dieser Musik recht gut tanzen. Und die Lautstärke ist so, dass die Besucher an der Bar eine normale Unterhaltung führen können. Ein weiterer Pluspunkt im Fix: Es gibt drei Theken, an denen die durstigen Gäste schnell mit Getränken versorgt werden. Die Preise sind keineswegs studentenfreundlich, aber okay. An der Bar lässt sich auch wunderbar beobachten, dass grob geschätzt vier verschiedene Besucher-Typen im Fix landen.

  1. Der Bartyp ist ein stiller Genießer. Er sitzt den ganzen Abend an seinem Platz an der Theke und bewegt sich keinen Millimeter. Seinen Mund öffnet er nur, um die Kehle mit Bier und Schnaps zu befeuchten und Sätze wie „Chefin, bring ins nou a Runde“ zu sagen.
  2. Der Hyperaktive ist das genaue Gegenteil vom Bartypen. Mit der Energie eines Duracellhasen steuert er durch die Disco und fällt allen um den Hals. Beim super-wichtigen Smalltalk mit Bardame, DJ und Türsteher schreit er jeden „Voll geile Stimmung hier” ins Ohr. Zum Glück ist der Hyperaktive mega-beschäftigt und muss gleich zum Frisurencheck ins Klo weiter.

  3. Die Tänzer trinken keinen Alkohol, sondern ein stilles Mineralwasser ohne Zitrone. Sie kommen als Gruppe ausschließlich zum Abshaken in die Disco. Weibliche Tänzerinnen legen ihre Handtasche auf den Boden und tanzen im Kreis darum herum. Durch die Kreisbildung werden peinliche Anmachversuche des männlichen Geschlechts effektiv abgeblockt.
  4. Das Phantom. Jeder hat mindestens ein Phantom in seiner Partygruppe. Das sind Menschen, mit denen man gemeinsam die Jacke an der Garderobe abgibt, die dann aber plötzlich spurlos verschwinden. Hat er das Klo vollgekotzt? Eine schnelle Nummer im Freien geschoben? Oder ist er schon nach Hause gefahren? Niemand wird es je in Erfahrung bringen.

Wie dem auch sei, die Uhr tickt für alle Besucher-Typen gleich. Um vier geht in der Disco Fix das Licht an und die Musik verstummt. Panische Gedanken schießen durch den Kopf. Wo ist mein Handy? Mein Freundeskreis? Die nette Bekanntschaft von vorhin? Die Türsteher geben dir noch ein paar Minuten alles zusammen zu sammeln und scheuchen dich dann in das angrenzende Pub. Früher war das Pub ein Stripclub. Jetzt ist es ein Sammelbecken für Schnapsleichen und Menschen, die um fünf Uhr morgens der Heißhunger auf Pommes und Bauerntoast überkommt. Im Pub wird einem schlagartig bewusst, dass der Höhepunkt des Abends vorbei ist. Also stolpert man wieder ins Freie und versucht das Unmögliche möglich zu machen: ein Shuttle für die Fahrt nach Hause zu finden.

Das Taxiproblem im Vinschgau ist ein klassisches Problem von Angebot und Nachfrage. Zu viele Menschen, die nach Hause wollen. Zu wenig Taxis, die diesen Wunsch zu später Stunde erfüllen. Den Nightliner hat man natürlich schon längst versäumt. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo sich auch erwachsene Menschen wie kleine Kinder verhalten. Heulkrämpfe vortäuschen, den anderen an den Haaren ziehen, sich vor Wut auf den Boden werfen: um einen Platz im Taxi zu ergattern, sind alle schmutzigen Tricks erlaubt. Wer’s nicht ins Taxi schafft, sitzt mit ausdruckslosen Blicken wie die Kinder vom Bahnhof-Zoo am Straßenrand und wartet auf das nächste. Aber keine Sorge. Der Taxifahrer „muas lai nou schnell af Matsch inni.“ Er verspricht in zehn Minuten wieder da zu sein.

Meine Bewertung (von 1 bis 5 Sterne):
Leute: ****
Drinks: ****
Erreichbarkeit: **
Musik: ***
Flirt- und Funfaktor: ***

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