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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 25.01.2017
LebenFamiliensupport - kostenlose Unterstützung für Familien

Der Alltag mit Baby

Veröffentlicht
am 25.01.2017
Das Baby ist da, die Freude ist groß und vieles kommt durcheinander. Die Initiative Familiensupport begleitet und unterstützt frisch gebackene Eltern.
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„Ich muss nicht gestresst sein, um eine gute Mama zu sein, und ich muss auch nicht alles unter einen Hut bekommen, um eine gute Mama zu sein“, sagt Barbara Unterhofer. Sie ist Mutter von drei Mädchen, vier Jahre, zwei Jahre und drei Monate alt. Schon nach dem zweiten Kind stieg der Stresspegel. Als das dritte unterwegs war, wusste Barbara, sie muss etwas unternehmen, um sich nicht zu überfordern und vielleicht plötzlich ins Schlittern zu geraten. So fand sie zur Initiative Familiensupport des Eltern-Kind-Zentrums ELKI in Lana, eine praktische und kostenlose Unterstützung nach der Geburt. Seit der Geburt von Cleo im November kommt einmal pro Woche, immer freitags von neun bis zwölf, eine Freiwillige, um die junge Mutter zu unterstützen.

Ein gesundes Kind, ein Mann, gute Freunde und trotzdem fehlt etwas: Zeit für sich selbst.

Ein gesundes Kind, ein Mann, gute Freunde und trotzdem fehlt etwas: Zeit für sich selbst. Die eigenen Eltern wohnen weit weg und können nicht helfen. Und Freunde um Hilfe zu fragen, ist auch nicht immer einfach. Vielen Müttern geht es so wie Barbara. Wenn Familie, Freunde oder Nachbarn keine Zeit haben, stehen frisch gebacken Eltern oft alleine da. Monika Zöggeler, Pädagogin und Fachberaterin der Emotionellen Erste Hilfe im Eltern-Kind-Zentrum Lana weiß, mit welchen Sorgen und Problemen sie sich plagen.

In der Regel sind es keine von außen ersichtlichen Notfallsituationen, sondern Alltagsherausforderungen, mit denen die Mütter zu kämpfen haben. Meist sind es nämlich die Frauen, die betroffen sind. Während die Väter arbeiten, tragen sie die Last des Haushalts und sind mit neuen Problemen rund um den Nachwuchs konfrontiert. Diese erscheinen Nicht-Eltern meist klein, für die betroffenen Familien sind es aber große Herausforderungen.

Unbürokratische Hilfe

Viele seien ängstlich und unsicher, ob sie alleine zurecht kommen. Einige sind isoliert, weil sie den ganzen Tag mit dem Kind alleine sind oder einfach überfordert mit der Situation. Andere brauchen auch eine Zeit lang Unterstützung, weil sie krank sind und niemanden haben, der sie und das Kind in der Zeit versorgt. „Auch wenn sie im Haushalt zu nichts mehr kommen, ist das für die Mamis schlimm“, sagt Zöggeler. Die Idee für das Projekt Familiensupport stammt vom Arbeitskreis Grenzwert, bei dem das ELKI und die KiTas in Lana, der Treffpunkt Familie, der Psychologische Dienst Meran, die Kindergartenleitung und der Sozialsprengel dabei sind.

Monika Zöggeler und Sandra Moszner

Der Arbeitskreis beschäftigt sich mit Situationen, in denen Familien am Rande ihrer Möglichkeiten stehen, und leistet Präventionsarbeit. „Wir haben gemerkt, dass in der ersten Zeit nach der Geburt kaum unbürokratische Unterstützung vorhanden ist“, sagt Sandra Moszner, Geschäftsführerin vom ELKI Lana.

Seit 2015 haben sich 20 Familien an den Familiensupport gewandt. Alle befinden sich in unterschiedlichen Situationen. Entweder ist der Familienvater beruflich stark eingespannt, die Ursprungsfamilie weit weg oder es besteht kein gutes Verhältnis zu den Großeltern. Kurz: Frauen, die Unterstützung brauchen. „Oft ist den Frauen schon geholfen, wenn eine Freiwillige sagt: Du machst das gut. Das klingt nach ganz wenig, ist aber oft doch ganz viel“, sagt Sandra Moszner.

Finanziert wird der Familensupport von der Familienagentur und der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt. Dadurch bekommen Familien in Lana, Tscherms, Burgstall und Gargazon unbürokratische und vorübergehende Unterstützung.

Barbara und Fouzia – aus der Unterstützerin wurde eine Freundin.

Wenn aus der Helferin eine Freundin wird

Barbara freut sich immer auf Freitag. Dann kommt ihre Freiwillige Fauzia Kinyanjui. Und sie hat Zeit für Dinge, die an anderen Tagen zu kurz kommen, wie den Haushalt, den Wocheneinkauf oder auch Behördengänge.

„Am Ende vom Tag bin ich immer erleichtert und kann eine positive Bilanz ziehen. Wenn man sich fünf Dinge vornimmt und am Ende des Tages nur eine geschafft hat, ist man als Mama frustriert und das ist nicht gut“, sagt sie. Ihr Mann arbeitet unter der Woche und wenn er am Wochenende da ist, „wird er immer ganz weiß, wenn ich sage, ich muss eine Stunde weg“, lacht Barbara.

Aber nicht nur deshalb ist Fauzia eine große Hilfe, durch sie kann Barbara auch ein bisschen Zeit für sich haben. Auftanken für den Alltag mit Baby. Fauzia ist von Anfang an als Freiwillige beim Familiensupport dabei. Damit Barbara Zeit für sich hat, kümmert sich die Lananerin hauptsächlich um Cleo. Die gebürtige Kenianerin hat selbst zwei Töchter und weiß wie es ist, alleine mit den Kindern zu sein, auch wenn sie viel von ihrer Schwiegermutter unterstützt wird. „Ich bin happy und stolz, dass ich dabei bin. Es macht mir großen Spaß und ich freue mich immer, wenn ich zu Barbara komme“, sagt sie. Mittlerweile sind die beiden Mütter sogar Freundinnen geworden.

Einmal in Ruhe duschen

Stephanie Eder

Auch die Freiwillige Stephanie Eder hat mittlerweile eine Beziehung zu der Frau aufgebaut, die vor einigen Monaten noch eine Fremde war.

Sie wollte ein paar Stunden ihrer Zeit hergeben, um anderen Frauen zu helfen. Stephanie hat selbst keine Kinder, arbeitet aber als Kinderbetreuerin in einem Familienhotel. Die Frau, die sie von September bis Januar unterstützte, hatte ein sehr unruhiges Baby. Es hatte oft Bauchweh und schlief meistens nur vier Stunden durch – und das nur im Tragetuch.

Für diese Mutter ging es darum, mal in Ruhe einige selbstverständliche Dinge zu erledigen. „Das waren Kleinigkeiten, die ich am Anfang als Nicht-Mami nicht nachvollziehen konnte, wie beispielsweise duschen“, sagt Stephanie, die mit der Mutter meistens spazieren und einkaufen ging. „Außerdem haben wir vor allem viel geredet“, sagt sie.

Die Freiwilligen ersetzen kein Fachpersonal, keinen Babysitter und keine Putzfrau.

Verena Niederer

Eine weitere Freiwillige ist Verena Niederer. Sie arbeitet im sozialen Bereich und ist selbst Mama von zwei Kindern. „Mir gefällt vor allem der Präventionsgedanke. Der Familiensupport kann einer chronischen Belastung von Müttern vorbeugen“, sagt sie. Verena konnte bisher noch keine Familie betreuen, weil sie durch ihr zweites Kind selbst gerade alle Hände voll zu tun hat. Sie freut sich aber schon auf ihren ersten Einsatz.

Insgesamt arbeiten zurzeit 13 Freiwillige beim Familiensupport mit. Acht aktiv. Frauen zwischen 30 und 60 Jahren, pensionierte und berufstätige. „Es ist gut, dass wir eine gute Mischung haben, dadurch können wir für jede Familie das Passende anbieten“, sagt Monika Zöggeler, die für die Koordination der Freiwilligen zuständig ist. Die Freiwilligen sind keine Fachpersonen, aber sie werden geschult und nehmen regelmäßig an Fortbildungen teil. Trotzdem ersetzen sie kein Fachpersonal, keinen Babysitter und keine Putzfrau.

Kein Armutszeugnis

Für die Freiwilligenarbeit ist nicht jeder geeignet. „Nur helfen zu wollen, ist zu wenig“, sagt Sandra Moszner. Die Freiwilligen müssen sensibel und verschwiegen sein. Und sie dürfen die Familien nicht belehren, sondern sollen sie lediglich begleiten, bis sie in den Alltag mit Kind hineinfinden.

Melden können sich derzeit alle Familien aus Lana, Burgstall, Gargazon und Tscherms, die Unterstützung möchten. Auch wenn sie nur jemanden zum Reden brauchen. „Wenn man oft den ganzen Tag mit den Kindern alleine ist, vergisst man wie normales Reden geht”, sagt Barbara und lacht. Dann fügt sie noch hinzu: „Es ist kein Armutszeugnis, wenn man sich unterstützen lässt. Der Familiensupport ist einfach eine nützliche Hilfe, die jede Familie in Anspruch nehmen darf.“

Da die Initiative immer bekannter wird und somit mehrere Familien um Unterstützung anfragen, werden neue Freiwillige gesucht! Haben Sie Interesse, einer Familie Zeit zu schenken? Melden Sie sich unter 331 15 29 743.

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