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Selma Mahlknecht
Veröffentlicht
am 19.12.2019
MeinungAchtung, Hund!

Eine Frage der Rasse (2)

Veröffentlicht
am 19.12.2019
Bei der Auswahl des Hundes kann etwas "Rassismus" durchaus nützlich sein: Je nach Rasse haben Hunde oft ganz besondere Eigenschaften – und Anforderungen.
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Will immer auf Trab sein: der Bordercollie

Das letzte Mal hatte ich begonnen, über das Thema Hunderassen zu schreiben, und das Thema ist so vielseitig, dass ich den Artikel teilen musste, um keine Romane zu verfassen.

Welche Rasse man wählt, ist also, wie wir gesehen haben, nicht nur eine ästhetische, sondern unter Umständen auch eine Frage der Hundegesundheit und -lebenserwartung. Aber nicht nur in diesen Punkten ist die Rassenfrage bei Hunden relevant.

Die Rasse hat auch etwas damit zu tun, ob der Hund schnell lernt und damit leichter oder weniger leicht erziehbar ist oder wie er mit anderen interagiert. Natürlich ist das auch noch individuell unterschiedlich, aber man kann grobe Tendenzen festhalten.

Die meisten Jagdhunde – vom Terrier bis zum Rauhaardackel – sind Schnüffler und Läufer, spritzig und furchtlos, sehr sportliche, unermüdliche Tiere, die durchaus kräftig und ausdauernd bellen können. Sie haben – no na – einen starken Jagdtrieb, der manchmal auch mit konsequenter Erziehung schwierig in den Griff zu bekommen ist. Wer in der Nähe des Waldes wohnt, aber davon träumt, mit seinem Hund unangeleint spazieren zu gehen, sollte sich gut überlegen, ob ein Jagdhund die richtige Wahl ist. Es ist schon vorgekommen, dass Jagdhunde beim Spaziergang auf eine Fährte gestoßen sind, die sie so selbstvergessen verfolgt haben, dass sie tagelang nicht mehr zurück nach Hause gefunden haben. Natürlich – und das sei hier ausdrücklich betont – haben alle Hunde einen angeborenen Jagdtrieb, und auch ein Schäferhund oder Labrador kann Rehe, Murmeltiere und Schafe reißen. Aber ein ausdrücklich für die Jagd gezüchteter Hund ist in den Händen eines Kenners, der den Hund dann auch artgerecht einsetzen kann, am besten aufgehoben. Ein Labrador oder Schäferhund hingegen ist viel eher ein „Generalist“, der auf vielseitige Weise glücklich werden kann.

Die allermeisten Hunderassen wurden gezüchtet, um mit dem Menschen zusammenzuarbeiten. Und das fordern sie dann auch ein.

Während ich dies schreibe, höre ich schon die Proteste der Hundebesitzer: Stimmt doch überhaupt nicht! Mein Waldemar ist eine astreine Tiroler Bracke und ist noch nie irgendeinem Tier nachgelaufen! Und Spürsinn hat Waldemar auch überhaupt keinen, er liegt nur den ganzen Tag auf der Couch und frisst Kekse!

Natürlich: Auch ein Rassehund ist ein Individuum. Nicht jeder Terrier ist ein Kläffer. Nicht jeder Golden Retriever ist sanft und gutmütig. Und wenn man Waldemar lang genug daran gewöhnt, kann er irgendwann auch nichts anderes mehr, als auf der Couch zu liegen.

Trotzdem sollten wir uns, wenn wir uns einen Hund anschaffen wollen, nicht nur fragen, was für uns Menschen wichtig ist, sondern auch, welche Bedürfnisse der Hund hat. Und die gehen deutlich über das Gefüttertwerden und Gassigehen hinaus. Die allermeisten Hunderassen wurden nämlich gezüchtet, um mit dem Menschen zusammenzuarbeiten. Und das fordern sie auch dann ein, wenn sie eigentlich als reine Familienhunde vorgesehen sind. Mit zwei-drei Spaziergängen am Tag sind sie unterfordert. Sie möchten etwas tun. Das Zauberwort ist hier „Auslastung“. Über dieses Thema werde ich noch gesondert schreiben, an dieser Stelle halte ich einfach fest: Auslastung kann bei jedem Hund anders aussehen – aber die Rasse spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Ganz oben auf der Skala: der allseits beliebte Bordercollie. Diese Hunde sind wahre Tausendsassas. Energiebündel, lerneifrig, hochintelligent. Klingt traumhaft? Ist es aber nur, wenn man damit auch entsprechend umgehen kann. Ein Bordercollie, der stundenlang allein sein muss, der nur ein „Nebenbei-Hund“ ist, mit dem sich keiner wirklich abgibt, wird gerne auf seine eigene Weise „kreativ“. Er kann Neurosen entwickeln oder unerwünschtes Verhalten zeigen. Das gilt natürlich auch für andere Rassen, aber gerade der Bordercollie ist ein Beispiel für eine beliebte Hunderasse, die nicht immer artgerecht gehalten und dann „nervig“ oder traurig wird. Natürlich ist Erziehung ein weiterer wichtiger Faktor, und hier ist wichtig anzumerken, dass die Erziehungs- und Beziehungsarbeit mit dem Hund nicht einfach irgendwann endet. Der kriegt nicht sein „Begleithund-Diplom“ und hat dann ausgelernt. Auch mein „alter“ Puck (er ist neun) möchte noch spielen und Übungen machen. Sonst langweilt er sich. Dabei gehört er zu den ruhigen und gemütlichen Hunden, die stundenlange Wanderungen hassen und bei Regenwetter am liebsten gar nicht raus wollen.

Auch ein Mischling fügt sich in das Bild der Rassenbeschreibungen.

Apropos Puck. Einige von euch werden jetzt denken: Aber Moment mal, der ist doch ein Mischling? Und jetzt redest du schon seit gefühlten Stunden über Rassenunterschiede? Sind die bei einem Mischling nicht unerheblich?

Das passt durchaus zusammen: Auch ein Mischling fügt sich in das Bild der Rassenbeschreibungen. Es ist ein großer Unterschied, ob man einen Terrier-Mischling hat oder einen Labrador-Mischling. Puck ist wie gesagt ziemlich sicher „irgendwas mit Schäferhund“. Und das merkt man. Einerseits an seiner leichten Hüftdysplasie, die er schon als Welpe hatte, andererseits an seinem Allwetter-Fell, das er mit Altdeutschen Schäferhunden teilt.

Sind Mischlinge eigentlich gesünder als Rassehunde?

Ja und nein. Ja, weil es eben Rassen gibt, die aufgrund fragwürdiger Zuchtziele zu Krankheiten neigen, die ihre Lebenserwartung verkürzen. Nein, weil es Rassen gibt, die besonders langlebig sind.

Die Ästhetik ist das eine. Viel wichtiger ist aber die Frage, wie ihr mit eurem Hund zusammenleben wollt und könnt.

Mein Tipp also für alle, die sich einen Hund anschaffen möchten: Die Ästhetik ist das eine. Viel wichtiger ist aber die Frage, wie ihr mit eurem Hund zusammenleben wollt und könnt. Manche Menschen haben da ihre Traumrasse gefunden und halten ihr ein Leben lang die Treue. Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer beispielsweise hatte einen Pudel namens „Butz“ – und zwar jahrzehntelang (ja, richtig, jeder seiner Pudel hatte denselben Namen).

Und auch in Zernez, wo ich lebe, gibt es einen älteren Herrn, der schon seit Langem immer Pekingesen hält.

Mit einem Mischling ist das komplizierter. Puck ist ein Unikat. Und doch spricht mein Mann darüber, dass der nächste Hund auch wieder so ein „Bärele-Hund“ sein soll.

Die Entscheidung darüber liegt hoffentlich noch in weiter Ferne. Aber wenn sie eines Tages ansteht, habe ich schon sehr konkrete Vorstellungen, welche Rassen oder -mischungen für uns in Frage kommen und welche nicht. Eine solche Ausschlussliste klingt rassistisch? Ist aber das Beste für Mensch und Hund.

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