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Lenz Koppelstätter
Veröffentlicht
am 22.06.2013
Meinung865 Kilometer

Altes, neues Zuhause

Veröffentlicht
am 22.06.2013
Irgendwann stellt sich in der Ferne die Frage: Ist das für immer? Teil 1
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Wenn irgendwo ein Berg ist, muss ich hinauf. Ein Berg ist dazu da, dass man hinaufgeht, um dann von oben hinunterzuschauen. Meine Freundin versteht das nicht. Ich verstehe nicht, wie man das nicht verstehen kann. Meine Freundin glaubt, Berge sind einfach nur so da, ohne Grund. Aber meine Freundin kommt auch vom Bodensee, von dort kann man die Berge nur aus der Ferne sehen.

In Berlin kann man die Berge nichtmal aus der Ferne sehen. Ich vermisse sie. In Berlin gibt es keine Berge, auch wenn manche Stadtteile so heißen. Kreuzberg etwa, wo es einen kleinen Hügel mit Ausblick gibt. Oder Prenzlauer Berg, wo es – mit dem Fahrrad merkt man das – tatsächlich ein wenig bergauf geht, wie man so schön sagt. Wenn ich in Prenzlauer Berg bin, fühle ich mich immer gleich schon etwas besser. Man kann zwar nicht hinunterschauen, aber es kommt einem zumindest so vor, als sei der Rest der Stadt ein bisschen weiter unten.

Was ich auch vermisse in Berlin: das Skifahren. Früher habe ich mich immer über die Deutschen und die Holländer gewundert, die tagelang im Stau ausharren, nur um ein bisschen Ski zu fahren. Erst jetzt merke ich, wie groß die Sehnsucht nach Skifahren sein kann. Letztens war ich mit Freunden aus Berlin in Zell am See. Fünf Tage Skifahren. Ich dachte, denen zeige ich locker, was richtiges Skifahren heißt. Nach zwei Tagen war ich fix und fertig. Skifahren an fünf aufeinanderfolgenden Tagen, das ist man als Südtiroler nicht gewohnt, wenn man nicht gerade in Obereggen wohnt.

Wenn ich in Südtirol bin, dann sitze ich mit meinem besten Freund auf einer Holzbank unter den Reben und wir trinken ein paar Bier zusammen. Er sagt, er beneide mich machmal, weil ich mir die Welt angeschaut habe und jetzt ganz woanders lebe. Das müsse doch so aufregend sein. Mein bester Freund reist nicht gerne. Beim Reisen bekommt er sofort Heimweh. Er lebt in dem Dorf, in dem er aufgewachsen ist, und er weiß eigentlich ganz genau, dass er nur da und sonst nirgends glücklich ist. Ich dagegen sage ihm oft, dass ich ihn beneide. Aber auch ich weiß ganz genau, dass ich damals weg musste aus dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin.

Vor einigen Monaten habe ich in einer Zeitung ein Interview mit Tommy Lee Jones gelesen. Da sagt der aus Texas gebürtige Schauspieler sinngemäß: Wenn man aus Texas kommt, dann versucht man sein halbes Leben von dort wegzukommen und die andere Hälfte des Lebens versucht man nach dorthin zurückzukehren.

Ich halte das für einen sehr wahren Satz.

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