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Es ist ein kühler Morgen in Bozen. Alissa Thaler macht sich wie jeden Tag mit ihrer Gitarre unter dem Arm auf den Weg zur Uni. Plötzlich kommt ihr eine Eingebung für ein neues Lied. Sie zieht ihr Handy aus der Tasche und zeichnet ihre Idee auf. Dabei versucht sie so leise wie möglich zu singen, einige Leute schauen sie bereits fragwürdig an. Aber eine neue Idee muss die junge Frau sofort festhalten, komische Blicke hin oder her.
Kreative Freiheit
Heute hat die 22-Jährige an der Uni nicht so viel zu tun. Umso besser, dann kann sie sich ihrem neuen Album widmen. Nur einmal pro Woche hat sie dafür Zeit. Es ist ein langer Prozess, und die Studentin nimmt alle Songs selbst bei sich zu Hause auf. Freunde unterstützen sie dabei und spielen verschiedene Instrumente ein. „Ich werde sicher noch einige Monate dafür brauchen“, sagt Thaler, die neben Gitarre auch Ukulele und ein bisschen Klavier spielen kann. „Aber das ist es wert."
Wie das Album heißen wird, verrät sie nicht, so viel kann sie aber schon sagen: Inspiriert wurde sie unter anderem von John Mayer, Newton Faulkner, Kina Grannis, Andy Grammer oder Glen Hansar. Kurz gesagt, von der „amerikanischen Youtube-Kultur“, wie Thaler die Künstler nennt. „Ich habe kein konkretes Vorbild, mir gefallen viele aufgrund ihrer Texte und viele wegen des Musikstils“, sagt die junge Frau, die sich „Aleesa“ nennt. Besonders ihre persönlichen Erlebnisse, Eindrücke und Beobachtungen, aber auch Geschichten von Freunden fließen in ihren Stil mit ein. Sie plant nichts wenn sie Musik macht, die komme schließlich von selbst.
Ohne Label
„Ich vermarkte mich selber“, sagt die Boznerin entschlossen. Zurzeit spielt sie häufig mit zwei Freundinnen auf Konzerten oder Benefizveranstaltungen. Jede hat ihre Bekanntschaften und so verhelfen sie sich gegenseitig zu neuen Auftritten. Manchmal muss sie sogar absagen, weil sie wegen ihrer Diplomarbeit wenig Zeit hat. Dennoch ist sie froh, auch den Schritt Designstudium gemacht zu haben. „Ich habe gerne noch ein zweites Standbein“, sagt die 22-Jährige. Ihre Einstellung ist simpel: Wenn es so weit kommt, dass sie von der Musik leben kann ist es für sie das Tollste was passieren könnte, aber erzwingen will sie es nicht. „Ich lege es nicht darauf aus, davon leben zu können, aber ich werde sicher immer Musik machen“, sagt sie. Und was würde sie tun, wenn eines Tages eine Plattenfirma vor ihrer Tür steht, um ihr einen Vertrag anzubieten? „Das Wichtigste ist meine kreative Freiheit. Wenn ich die hätte, wäre es total toll, wenn mich jemand unterstützen würde“, sagt sie. Aleesa weiß genau wie ihre Musik klingen soll und will sich nicht verbiegen lassen. Auch wenn sie davon nicht leben kann, ist und bleibt sie ein Teil ihres Lebens.
Ausgefallene Auftritte
Anfang Oktober durfte Thaler beim Singer-Songwriter Festival BUSK in Bozen dabei sein. „Es war toll, aber auch anstrengend“, gesteht sie. Am ersten Tag sang und spielte sie ganze sieben Stunden lang Gitarre, am nächsten Tag sogar noch länger. „Meine Finger waren total kaputt. Ich muss eine Maniküre machen“, sagt Thaler und lacht. Ein Auftritt, der ihr ganz besonders in Erinnerung bleiben wird, ist jener im „Radio Freier Fall“, weil es für sie etwas Einmaliges war. Originell war das spontane Konzert im Aufzug der Universität Bozen. Mit Gitarre und Kontrabass bewaffnet, spielte sie mit einigen Kommilitonen im fahrenden Aufzug. Am besten fand Thaler dabei die Reaktionen der Leute, die ohne Erwartungen in den Fahrstuhl eingestiegen sind. Dabei singt sie eigentlich nicht so gerne vor wenigen Leuten, sondern lieber vor so vielen, dass sie ihre Gesichter nicht erkennen kann.
Die Anfänge
Auf ihrer Facebookseite outet sich Thaler zum „Ice Cream Lover“ und „Dog Voice Synchronizer“. Schon als Kind habe sie viel und gerne gesungen. Sie war begeistert vom Klavier und war ganz traurig, als sie nicht zum Unterricht durfte. Trotzdem lies sie sich nicht entmutigen. Mit zwölf Jahren schrieb sie schließlich ihr erstes Lied. „Ich habe meine Geschichten und meine Musik vereint, war damals aber noch ziemlich schlecht“, sagt die Studentin heute. Mit 16 Jahren fing sie an zu slammen, das Vortragen von literarischen Texten. Es war das erste Mal, dass sie ihre Texte einem Publikum präsentierte. Jetzt macht sie hauptsächlich Musik. Zu hören gibt es ihre Lieder bei der Community-Musik-Plattform Soundcloud. In einigen Monaten wird sie ihr Studium abschließen, einen Plan wie es dann weitergeht, habe sie noch nicht, sagt sie und fügt hinzu: „Es kommt zum Schluss eh immer alles anders."
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